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Donnerstag, 24. September 2015

Das "Pakistani Truck Art Project"

Jeder hat sie schon einmal gesehen – die farbenfroh bemalten und verzierten pakistanischen Lastwagen. Die „Truck Art“ ist eine indogene Kunstrichtung, die besonders florale Muster aufgreift, welche bereits seit Jahrhunderten Tradition in Pakistan haben - natürlich zunächst als Verzierung von Innenräumen, später dann vor allem auf Esel-, Pferde-, Ochsen- und Kamelkarren. In den 1920er und 1930er Jahren kamen dann nach und nach Lastwagen und Busse auf, die hin und wieder ebenso verziert wurden. Eine Renaissance erlebte die Kunst dann mit den zahlreichen Bedford-Trucks, die in den späten 1950ern nach Pakistan kamen.

Truck Art ist eine lebendige Kunst, bei der heute fast alles erlaubt ist. Neben den traditionellen Bemalungen kommen auch andere Techniken zum Einsatz, darunter Kalligraphie, ornamentale Verzierungen (z. B. mit Spiegeln oder Schnitzereien), „Steelwork“ (von Hand ziseliertes Blech in allen denkbaren Formen) und Aufkleber. Die „Sticker“ sind dabei ebenfalls größtenteils von Hand gefertigt und ganz individuell.

Diese Kunst des Bemalens und Verzierens wird „Phool Patti“ genannt (Phool = Blüte / Patti = Blatt) und ist heute vor allem in Pakistan, aber auch in Afghanistan verbreitet. In ähnlicher Form findet sich die Tradition, Nutzfahrzeuge zu verzieren auch in Indien und Südostasien.

Heute haben sich in Pakistan rund 20 Künstler, die sich besonders gut auf diese Kunst verstehen und "Truck Art" professionell betreiben, zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Sie versuchen, diese Tradition in Pakistan, vor allem aber international bekannt zu machen. Außerdem hoffen sie, auf diese Art und Weise auch einmal ein positives Bild von Pakistan in die Medien zu bringen.

Die Idee zum „Pakistani Truck Art Project“ ist während meiner Arbeit an einem Buch entstanden, in dem es um das Oldtimerhobby in aus unserer Sicht exotischen Ländern geht, wo man dieses Hobby eigentlich nicht erwartet. Eines dieser Länder ist Pakistan und bei der Recherche bin ich natürlich auf die "Truck Art" gestoßen.

Bei allen Reisen zu meinem Buchprojekt habe ich überwältigend freundliche und warmherzige Menschen getroffen, die teilweise geradezu dankbar waren, dass sich jemand ohne Vorurteile für sie und ihre Land interessiert. Was mich besonders beschäftigt hat, war die Erkenntnis, dass die Medien in Deutschland bzw. generell im sogenannten Westen, offensichtlich manipuliert Bericht erstatten. Ich habe meine Reisen trotz aller Warnungen von Freunden und Bekannten angetreten und schnell gelernt, dass sämtliche Ängste und Vorbehalte nicht angebracht waren. Nicht nur das: Aus vielen Menschen, die ich getroffen habe, sind gute Freunde geworden, die ich nicht mehr missen möchte.

Im Lauf der Zeit konkretisierte sich also die Idee zum „Pakistani Truck Art Project“ mit dem ich auf die Tatsache aufmerksam machen möchte, dass hinter allem viel mehr steckt, als uns über die Medien erzählt wird. Pakistan besteht eben nicht nur aus Taliban und Terroristen, sondern hauptsächlich aus lebensfrohen Menschen, die ebenso wie wir gerne in Frieden leben.

Als "Leinwand" muss mein 1966er Mercedes 200 (Heckflosse) herhalten, mit dem ich schon 2002 in Mexiko an der „La Carrera Panamericana“, dem letzten echten Straßenrennen für Oldtimer, teilnehmen durfte. Die alten und beschädigten Rallyeaufkleber wurden entfernt – mein Dank geht hier an Christian Harms und seine Firma TopClean, der diese Mammutaufgabe kurzerhand eingeschoben hat – und das nun wieder überwiegend schwarze Auto wurde nach Fürstenfeldbruck zu den Oldtimertagen Fürstenfeld gebracht. 

Dort wird meine Heckflosse während der Veranstaltung an zwei Tagen live bemalt. Am Tag nach der Veranstaltung vollenden die drei Künstler ihr Werk in meiner „Iron Age Garage“.

Zwischenruf: Um Kritikern, die meinen, es wäre doch schade um das Auto, den Wind aus den Segeln zu nehmen, möchte ich gleich sagen, dass der Lack sehr schlecht und ohnehin nicht mehr zu retten war. Daher verzögert das "Pakistani Truck Art Project" die Neulackierung lediglich um einige Jahre (nämlich genau so lange, wie die Bemalung hält). Für diese Aktion kam also kein erhaltenswertes Fahrzeug zu "Schaden"! 

Das Konzept
Mein Buchprojekt hat mich im Lauf der letzten 3 Jahre in verschiedene Länder geführt, um die dortige Oldtimerszene kennenzulernen. Neben Deutschland und USA waren das Iran, Kuwait, Indien, Ägypten und Pakistan. So sollten also diese sieben Länder in irgendeiner Form bei der Bemalung berücksichtigt werden. Wir einigen uns im Gespräch darauf, dass jedes dieser Länder durch ein Wahrzeichen repräsentiert werden soll:

Deutschland:             Brandenburger Tor, Berlin
USA:                         Golden Gate Bridge, San Francisco
Iran:                           Milad Tower, Teheran
Indien:                       India Gate, Delhi
Pakistan:                    Faisal Moschee, Islamabad
Kuwait                       Kuwait Tower, Kuwait City
Ägypten:                    Pyramiden, Gizeh

Die einzige Vorgabe war noch, die beiden „La Carrera Panamericana“-Schriftzüge auf dem Dach und die Mexiko-Landkarte mit Streckenverlauf des Rennens ) und unseren „humoristischen Schlachtrufen“ („Hasta la vista, Baby!“ und „Hossa“) auf dem Kofferraumdeckel zu erhalten. Diese wurden 2002 am Tag vor dem Start in Tuxtla ebenfalls von Hand aufgemalt und sollen auch künftig an dieses Ereignis erinnern. Da diese Malereien jedoch schon beschädigt und teilweise etwas abgeblättert waren, wurden die Schriftzüge nachgezogen und so auf „pakistanische Art“ ins Gesamtkunstwerk integriert. Ansonsten hatten die drei Künstler - Ali Salman Anchan (founder & creative director) und seine Mitstreiter Ahmad Mumtaz und M Iqbal Khan, vollkommen freie Hand.

























Und so wurde nach und nach innerhalb von drei Tagen aus meiner Heckflosse ein 100% authentisches Kunstwerk auf Rädern, ein „Art Car“, der zeigen soll, dass die Welt bunt ist. 

Der Wagen wurde bereits in Berlin auf der neuen Messe "Motorworld Classics" ausgestellt, wo er auf großes Interesse stieß. Sogar derBotschafter Pakistans kam auf die Messe, um die Heckflosse zu sehen. Seine Begeisterung für das Projekt brachte er anschließend sogar schriftlich zum Ausdruck.


Mit H.E Ambassador Syed Hasan Javed (links) und dem (in Pakistan) bekannten Künstler Jimmy Engineer, der jedoch nichts mit dem Truck Art Project zu tun hatte, sondern nur zufällig zu Besuch in Berlin war.



Wer Lust hat, das Kunstwerk im Original zu besichtigen, ist jederzeit nach Terminabsprache bei mir willkommen. Der Wagen steht künftig auch für Ausstellungen, Aktionen, Filmaufnahmen, Werbung usw zur Verfügung und kann für solche Zwecke angemietet werden. Ein Teil dieser Einnahmen geht übrigens an Classic Motourist Charity und wird ohne Verlust einem guten Zweck zugeführt.

Das Fotoalbum „Pakistani Truck Art Project“ auf meiner eigenen Facebook-Seite ist übrigens öffentlich (d. h. dass man es auch sehen kann, ohne bei Facebook angemeldet zu sein) und hier erreichbar. Dort ist auf 47 Fotos die gesamte Entstehung des Kunstwerkes zu sehen.

Für das ganze Projekt wurde zudem eine eigene Facebook-Seite eingerichtet, die hier zu erreichen ist:
Facebook

Natürlich wurde auch die Presse schnell aufmerksam und am Tage der Messeeröffnung in Berlin erschien im Münchner Merkur dieser Artikel:





weitere Medienberichte:
Car Guy Chronicles
wheels! eMag 
OCTANE (D) 
n-tv "PS - Das Automagazin (ab 12:39)
Merkur Online 











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