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Donnerstag, 14. August 2014

Monterey Car Week 2014

Auch 2014 geht es wieder auf nach Kalifornien - zur Abwechslung schon eine Woche vor dem Pebble Beach Concours d'Elegance fliege ich nach Los Angeles. Gut - San Francisco wäre näher an Monterey, aber wer lässt sich freiwillig eine Fahrt über den legendären Highway 1 entgehen?! Das Wetter spielt mit und so wird es eine ausnehmend schöne Fahrt an der kalifornischen Küste entlang nach Norden. Die Küste ist immer wieder überwältigend schön und diesmal geben sich sogar ein paar Dutzend Wale die Ehre und lassen sich gemütlich vom Festland aus beobachten. Auch einige Oldtimerfahrer ziehen auf dem Weg nach Monterey den Pacific Coast Highway dem weiter landeinwärts verlaufenden Highway 101 vor. Je näher Monterey rückt desto häufiger sieht man alte Autos und bekommt irgendwie das Gefühl, dass jetzt schon alles auf eine große Sache hinausläuft.

Ein Lieblingsplatz: McWay Cove im Julia Pfeiffer-Burns State Park 



Dienstag, 12. August 2014

Grund der etwas früheren Anreise ist der Carmel Concours on the Avenue, der die Classic Car Week auf der Halbinsel von Monterey einläutet. Diese Veranstaltung findet seit ca. 5 Jahren statt und ist mittlerweile ein Highlight geworden. Freier Eintritt schont den Geldbeutel, der in dieser Woche noch genug gebeutelt wird. Um den obligatorischen Stau auf dem Hwy 1 zu vermeiden, stehe ich früh auf und fahre direkt nach Carmel, wo ich um 7:30 Uhr noch problemlos einen Parkplatz bekomme um dann erstmal in aller Ruhe in einem der zahlreichen Restaurants zu frühstücken.

Es ist ein bunter Mix von Marken und Typen, insgesamt an die 200 Autos, die sich schon in einer Seitenstraße fein säuberlich anstellen und darauf warten, ihren reservierten Stellplatz einzunehmen.  Das Layout der Straßen im pittoresken Carmel-by-the-Sea ist wie für eine solche Veranstaltung gemacht. Über mehrere Blocks sind die Seitenstraßen links und rechts der Ocean Avenue einen Block weit gesperrt. Nach Marken oder Gattungen sortiert füllen sich die Straßen langsam. Da es keinen Eintritt kostet, behindern die Besucher, die schon deutlich vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung (10:00 Uhr) die Aufstellung ein wenig. Trotzdem läuft alles in wunderbarer Gelassenheit ab - bis plötzlich alles zum Stillstand kommt, weil der Moderator Donald Osborne feierlich die Nationalhymne anstimmt. Der Mann kann singen, ganz ernsthaft, und die Kombination mit seinem Wissen rund um klassische Fahrzeuge dürfte wohl einmalig sein.

Auf einer Bühne werden die meisten Fahrzeuge in loser Abfolge ausgiebig präsentiert und so vergeht die Zeit im Flug. Ein besonderes Highlight sind die Woodies, eine Fahrzeuggattung, die in Europa kaum zu sehen ist.

gebrauchter Porsche

Hot Rod mit Ferrari V12 

Irgendwie haben wir ja alle einen Vogel


Fahrzeugpräsentation mit Donal Osborne (links) 
Selten eine Farbe gesehen, die dem 356 so gut steht: Lago Green

Ich suche ohnehin ein geräumiges Auto




3-Generationen-Haus

Mittwoch, 13. August 2014

Die frühere Anreise hat auch den Vorteil, dass nicht alles so plötzlich losbricht und man dadurch Gelegenheit hat, sich zu organisieren und auch einmal in der Sonne einen Kaffee zu trinken, ohne das Gefühl zu haben, etwas wesentliches zu verpassen.

Heute steht die "Automobilia Monterey" auf dem Programm, eine zweitägige, kleine Automobilia-Messe, die im Ballsaal des Hotels Embassy Suites in Seaside stattfindet. Mit 15 $ Eintritt finanziell überschaubar, mit den rund 40 Ausstellern allerdings auch. Eigentlich wäre genug Zeit, sich die "Small Car Show" in Downtown Pacific Grove zu besuchen. Ich ziehe es jedoch vor, heute noch die zweite Automobilia-Messe "Retro Auto" zu besuchen. Da am Equestrian Center in Pebble Beach wegen diverser Neubauten leider kein Platz mehr ist, musste die Retro Auto umziehen und findet jetzt im Ballsaal des Inn at Spanish Bay statt. Eigentlich erst ab morgen offiziell geöffnet, ist heute schon alles aufgebaut. Um den räumlich getrennten Veranstaltungsort attraktiver zu machen, findet in der Spanish Bay auch noch ein Fahrzeugverkauf und von Donnerstag bis Samstag ein interessantes Forum mit zahlreichen hochkarätigen Sprechern statt.

Automobilia Monterey

Zufällige Begegnung auf dem Parkplatz der Embassy Suites: Der "Packard Royal"

3-Mann-Job: Motorhaube schließen

Mit Packard Twelve aus einem PT-Boat, 41 Liter, 1600 PS, 3000 Nm, offiziell zugelassen.
Retro Auto

Retro Auto (über solche Modellautos können sogar Politiker stolpern: USD 10.500)

1932 Packard mit orig. 23.000 mls. Stand 73 Jahre unbenutzt in der Garage.
Trotz erheblicher Platzprobleme findet die Auktion von Gooding & Company wieder am Equestrian Center statt. Nur weil alle Auktionen schon ein paar Tage vorher zum Viewing geöffnet sind,  hat man die Gelegenheit, alle Autos wenigsten anzuschauen, auch wenn man es definitiv nicht schaffen kann, alle Auktionen (RM, Bonhams, Gooding & Company, Mecum, Russo & Stelle) zu besuchen.

Das lichtdurchflutete Hauptzelt bei Gooding & Company

1955 Aston Martin DB 3 S

1925 Rolls Royce Silver Ghost Picadilly Roadster 

1929 Packard 640 Convertible Coupe


Die Pebble Beach Motoring Classic ist eine Rallye, bzw. Tour, die in Seattle gestartet ist. Nach mehreren Tagen kommen die Teilnehmer genau zu dem Zeitpunkt an, als ich zum Auto laufe. Eine gute Gelegenheit, die Fahrzeuge etwas genauer zu betrachten.


V12 Flugzeugmotor im Sunbeam

die meisten Teilnehmerfahrzeuge wurden vor dem Zieleinlauf an der Lodge gewaschen

Kaiser-Darrin

Am Abend fahre ich auf gut Glück noch zum Bonhams-Zelt und bin halbwegs überrascht, dort den schon legendären Ferrari 250 GTO, über den momentan die ganze Welt spricht, ganz für mich allen zu haben. Das schnelle, nächtliche Rendezvous mit der italienischen Schönheit bringt mir einige schöne Fotos ein, die so sicher nicht mehr möglich sind. So, wie er dasteht (oder ist es eine sie?), mit der ganzen Ausstrahlung, fragt man sich, wie hoch wohl das erfolgreiche Gebot morgen sein wird. Bis gestern noch hielt ich es für möglich, dass es unterhalb der im letzten Jahr bezahlten 52 Mio Dollar bleiben könnte. Angesichts der Tatsache, dass es sehr viele sehr reiche Leute gibt und hier die ganze Welt gespannt auf das Ergebnis wartet, habe ich gestern meine persönliche Einschätzung auf 60 Mio angehoben. Nun, angesichts der irgendwie unglaublichen Präsenz der italienischen Schönheit (eindeutig eine "sie") sehe ich doch eher sogar 70-75 Mio.  Ich würde mich nicht einmal über einen dreistelligen Millionenbetrag wundern, denn wenn ich zB 2,3 Mrd Euro auf dem Konto hätte (der Betrag ist vollkommen willkürlich gewählt) und schon immer einen 250 GTO haben wollte, wäre es mir morgen vollkommen gleichgültig, ob ich meinen Erben 2,3 oder nur 2,2 Mrd hinterlassen würde. Ganz ehrlich.

Da ich mir über solche finanziellen Probleme keine Gedanken machen muss, genieße ich die exklusiven Minuten mit dem wohl exklusivsten und vermutlich bald teuersten Auto der Welt.







Donnerstag, 14. August 2014

Die Teilnehmer des Pebble Beach Concours d’Elegance machen sich heute auf die sog. Pebble Beach Tour d’Elegance, eine ausfahrt mit den Fahrzeugen, die am Sonntag ausgestellt werden. Natürlich gibt das Extrapunkte und so ist der Andrang recht groß. Leider liegt dicker Nebel über Pebble Beach, was dazu führt, dass alles nass wird, obwohl es nicht regnet.

Als ich um 6:30 Uhr ankomme, dem Stau erfolgreich zuvor gekommen, nehmen auch schon die ersten Fahrzeuge Aufstellung vor dem Auktionszelt von Gooding & Company am Equestrian Center. Dank Rolex gibt es sogar einen ordentlichen Kaffee und  leckere Blueberry Muffins zum Frühstück. Auch Hagerty (Oldtimerversicherung) lässt sich nicht lumpen und hilft den Frühaufstehern in die Gänge.

In drei engen Reihen stellen sich die wertvollen Oldtimer auf. Angesichts der vielen Zuschauer fällt erneut auf, mit welcher Lässigkeit hier mir der Situation umgegangen wird. Mit vollen Kaffeebechern bewaffnet und mit Kameras behängt, drängeln sich die Leute zwischen den Autos und niemand scheint nervös zu werden.

Ruxton



Ruxton



Jay Leno unter Dampf


Um 8 Uhr macht sich schließlich die erste Hälfte der Teilnehmer auf den Weg. Gestartet wird nicht in gemessenen Abständen, sonder „in Kolonne“ – man fährt eben einfach los. Es geht weder um Zeit oder Platzierung, sondern lediglich darum, unter Beweis zu stellen, dass die Trailerqueens auch tatsächlich eine nennenswerte Strecke aus eigener Kraft fahren können. Eine halbe Stunde später starten die restlichen Teilnehmer und die Zuschauermenge ergießt sich in das Goodings-Zelt.

Ich fahre dagegen direkt nach Laguna Seca, wo die Rolex Monterey Historic Races stattfinden. Normalerweise war das immer mein Samstagsprogramm, doch nach den Terminkolissionen der letzten Jahren (seit es die Veranstaltung „The Quail“ gibt) hat sich der Concorso Italiano entschlossen, seinen seit vielen Jahren angestammten Termin am Freitag zu verlassen und auf den Samstag auszuweichen. Dadurch ergibt sich eine neue Abfolge und man hat die Möglichkeit, mehr zu sehen.


Cobra



Wilson Display 

Good stuff!!! Wo gibt es sowas denn noch?




voll fahrbereit!

Ed Archer widersetzt sich seit vielen Jahren erfolgreich der Helmpflicht auf der Rennstrecke 

Laguna Seca ist wohl die einzige Rennstrecke der Welt, die in einem Erholungsgebiet liegt. Und niemanden stört es.

Porsche 917 K - Best of Show in Carmel am Dienstag

vom Mullin museum in Oxnard direkt auf die Rennstrecke

Corkscrew

Insgesamt hat sich die ursprüngliche Sonntagnachmittag-Rahmenveranstaltung aus den 1950er Jahren, heute zu einer kompletten Woche entwickelt. Man muss sich das etwa so vorstellen, als wären Techno Classica, Retro Classics, Oldtimer Grand Prix, der Concours d’Elegance von Schloß Bensberg und Schwetzingen, sowie die Classic Days Schloß Dyck  alles innerhalb von 6 Tagen und in der gleichen Stadt, begleitet von zahllosen Clubveranstaltungen und 5 großen Auktionen. Von daher lohnt sich die weite Anreise durchaus. Und wer den Weg aus Europa auf sich nimmt, sollte sich sinnvollerweise auch darauf einlassen, und möglichst viel mitnehmen.

Der Donnerstag ist in Laguna Seca erwartungsgemäß deutlich schwächer besucht als der Samstag. Dafür sieht man statt Rennen nur Practice und Qualifying – aber mich interessiert sowieso das Fahrerlager, wo ich mir die Autos in Ruhe aus der Nähe anschauen kann. Dank weniger Leute kommt man überall besser voran und so bleibt genug Zeit, dass ich mich am frühen Nachmittag auf den Weg zur Bonhams-Auktion  mache, wo heute um kurz nach 17:00 Uhr der 250 GTO versteigert wird. Von Laguna Seca kommend fährt man über einen kleinen Pass hinüber ins parallel verlaufende Carmel Valley und umgeht somit praktischerweise auch gleich den obligatorischen Stau an der Engstelle in Carmel.

Ich bin früh dran, finde einen Parkplatz direkt vor der Tür und nutze die Zeit bis zur Auktion, mich ein wenig auszuruhen. Das Zelt füllt sich nach und nach – alle wollen sehen, wie viel der GTO schließlich bringt, wenn es ernst wird. Um kurz vor halb sechs ist es dann soweit. Unter Applaus wird der Wagen auf die Rampe geschoben – das Motorgeräusch kommt täuschend echt aus den Lautsprechern.



Die Gebote gehen zögerlich los. Ab 5 Millionen kommt dann jedoch Schwung in die Sache und bis ca. 25 Millionen erfolgen die Gebote im Sekundentakt und in Schritten von je 1 Million. Bei 32 Millionen geraten die Gebote ins Stocken und die Schritte werden kleiner. Am Ende schraubt sich ein zäher Bierkampf in Schritten von 100.000 und dann sogar nur noch 50.000 Dollar bis zum Höchstgebot von 34.650.000 Dollar. Der Hammer fällt, der GTO ist das teuerste, jemals auf einer Auktion verkaufte Auto. Trotzdem spürt man eine gewisse Enttäuschung, da irgendwie jeder mit deutlich über 45 oder sogar über 50 Mio gerechnet hat – ich eingeschlossen.



Zuschlag bei 34.650.000 dollar plus 10 % Aufschlag = 38.115.000 Dollar = ca. 28,5 Mio Euro. Nie wurde für ein Auto ein höherer Preis auf einer Auktion erzielt, trotzdem blieb der GTO hinter den Erwartungen zurück.
Meine persönliche Enttäuschung hält sich jedoch in Grenzen. Trotzdem verlasse ich den Ort des Geschehens relativ zügig. Der Tag war lang und die kommenden Tage werden auch lang – von wegen Stauvermeidung!




Donnerstag, 15. August 2014

Die Stauumfahrung über den Laueres-Pass führt direkt am Nicklaus-Club vorbei, dem neuen Veranstaltungsort der "Legends of the Autobahn". Daher schaue ich der Vollständigkeit halber kurz vorbei. Man muss sich das in etwas so vorstellen, wie bei ein US Car Treffen bei uns - nur so erschließt sich einem Deutschen der Enthusiasmus, der von Amerikanern den Fahrzeugen der Marke BMW, Mercedes und Audi entgegengebracht wird. Erstaunlicherweise glänzt Porsche durch Abwesenheit, was vermutlich am großen Auftritt bei der Quail Lodge liegt. Immerhin hat sich die Veranstaltung in den letzten drei Jahren durchaus entwickelt und hat das Zeug, eines Tages einen ähnlichen Stellenwert einzunehmen wie z.B. der Concorso Italiano, bei dem es ja auch um Fahrzeuge aus einem bestimmten Land geht.



Es gibt sie wirklich - die berühmte Zahnbürste!




Die kleine Passfahrt hat sich gelohnt, ohne Stau ist die Quail Lodge erreicht, wo auf feinstem Golf-Rasen geparkt wird. Am Eingang muss man sich die bereits im Vorfeld personalisierten Tickets durch Vorlage eines Ausweises abholen. Bei einem Eintrittspreis von immerhin 550 Dollar (!) legt man hier verständlicherweise großen Wert darauf, dass die nur in begrenzter Stückzahl vorhandenen Ticket nicht weiterverkauft werden. Normalerweise ist "The Quail" schon Monate im voraus ausverkauft - eine komfortable Situation für den Veranstalter.

Alles ist gut organisiert und so ist die 30 m lange Schlange in kürzester Zeit abgearbeitet. Immerhin ist im Eintritt alles enthalten - ein dicker Katalog, ein Poster sowie die gesamte Verpflegung. An zahlreichen Ständen gibt es Essen verschiedener Art, inklusive Austern und Kaviar,  sowie dazu passende Getränke inklusive Champagner, Wein und Whiskey.



Gleich zu Beginn wurde das Veranstaltungslogo standesgemäß an den Himmel über der Quail Lodge gemalt 


Nick Mason, Drummer von Pink Floyd

Die Auswahl der Fahrzeuge unterliegt nicht ganz so strengen Regeln wie in Pebble Beach, was den Vorteil hat, dass man hier viele Fahrzeuge zu sehen bekommt, die ansonsten nirgends auftauchen würden während der Monterey Car Week. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf Supersportwagen und Exoten, Vorkriegs-Oldtimer sind eine absolute Minderheit.

Line up von Mayers Manx Dune Buggies

Dieses Display gehört gar nicht zur Veranstaltung - das ist nur ein Besucherparkplatz.

macht sich farblich gut - roter 300 SL auf grünem Golfplatz

Interview mit Wayne Carini (bekannt aus "Chasing Classic Cars") vor 1927 Buick Speedster
Neben den schönen Fahrzeugen sieht man auch viele schöne Menschen, wie das auf solchen Veranstaltungen üblich ist. Die Atmosphäre ist entspannt, Loungemusik plätschert über den Golfplatz und alle sind gut drauf. So lässt es sich leben unter der Sonne Kaliforniens. Insgesamt tatsächlich eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung, wenngleich der Eintrittspreis nicht gerade als Volksnah zu bezeichnen ist.

Selfie mit Hut und historischem Bugatti (der steht 2 m weiter hinten)




Die namhaften Marken sind alle vertreten, bei Bugatti erregen allerdings die hübschen Models mehr Aufsehen als die Autos. Pagani & Königsegg glänzen durch unglaubliche Supersportwagen, deren schamlos zur Schau gestellte Hochleistungstechnik irgendwie beinahe irreal wirkt. Auch Hubschrauber (Agusta) und einen Stand eines Superyacht-Herstellers sieht man nicht auf jeder Autoveranstaltung.



zerklüftete Karbon-Orgie beim komplett geöffneten Pagani

Best of Show - 1938 Talbot Lago T 150 C SS

Der Abend klingt im Portola Hotel & Spa aus, wo die Auktion von RM zuhause ist. Und die Clam Chowder am nebenan gelegenen Fisherman's Wharf. Irgendwie schon der totale Wahnsinn...

Samstag, 16. August 2014

Im Meer der Veranstaltungen wäre ich beinahe am Concours d'LeMons vorbei getrieben, den ich schon letztes Jahr verpasst habe. Im Gegensatz zu herkömmlichen Concours-Veranstaltungen stehen hier die dunklen Seiten historischen Automobildesigns im Mittelpunkt. Autos, die sich aus gutem Grund besonders schlecht verkauft haben oder sich als "Zitronen" erwiesen. Mit meinem rostigen 1996er Alltags-Mercedes (E-Klasse) hätte ich hier das richtige Forum und eventuell sogar Chancen auf eine Platzierung im Rennen um den ersten Preis ("Worst of Show").  Da mein Auto nicht zur Hand ist, begnüge ich mit mich einem "Duftbäumchen" in Zitronenform und einem Souvenir-Aufkleber, die zuhause zu Ehren kommen werden.

Tatsächlich stehen hier Autos, die man sonst kaum sieht, weil sie von den Besitzern stets "um die Ecke" geparkt werden, damit sich niemand von deren Anblick belästigt fühlen muss. Da auch ich stolzer Besitzer eines solchen Vehikels bin, weiß ich, wovon ich rede.








Im Anschluss, sozusagen als Kontrastprogramm, steht der Concorso Italiano auf dem Programm. Diese "celebration of italian style" fand bisher immer Freitags statt und ist nun auf den Samstag ausgewichen, um den Konkurrenz und sich selbst etwas Luft zu verschaffen, da die Überschneidung mit "The Quail" sicher für beide Veranstaltungen und auch viele Teilnehmer und Besucher eher unglücklich war. Mit dem Terminwechsel wurde auch gleich ein neuer Veranstaltungsort gewählt: Der Black Horse Golf Club, wo der Concorso Italiano schon in den Jahren 2002 bis 2007 stattfand - also genau in der Zeit, als ich für ein paar Jahre in Folge nicht in Monterey war. Somit war die Location für mich Neuland und ich finde sie auch irgendwie (noch?) nicht so ansprechend wie die Laguna Seca Golf Ranch oder ganz früher die Quail Lodge.

Ferraris bis zum Horizont!


immer wieder schöne - Farben und Formen





Der Veranstaltung selbst tut dies jedoch keinen Abbruch und so haben sich auch dieses Jahr wieder über 800 Ferraris, Lamborghinis, Alfas und diverse andere Marken mit italienischen Karosserien eingefunden. Ein großes Thema ist der Alfa Romeo 4C, der auch in den USA angeboten wird.

Ein relativ kalter Wind vertreibt mich trotz strahlendem Sonnenschein schon nach wenigen Stunden, was mir die Möglichkeit gibt, die noch verbliebenen Autos von Russo & Steele und RM anzuschauen...

Sonntag, 17. August 2014

Um 6:00 Uhr ist es noch dunkel, aber wenigstens ist heute kein Nebel. Das Aufstellen der Fahrzeuge ist schon in vollem Gange und um halb 7 sind sicher schon 400 Leute da. Trotzdem hat man um diese Uhrzeit noch Gelegenheit, die Autos ohne Menschen zu fotografieren. Jedoch spätestens 9:00 Uhr ist es mit der "Ruhe" vorbei, obwohl erst um 10:00 Uhr für das normale Publikum geöffnet wird.

Dampfwagen anheizen vor Sonnenaufgang

1930 Ruxton

Woodlite Scheinwerfer waren Standard bei Ruxton. Auch wenn sie so gut wie kein Licht gemacht haben.



fleißiger Preisrichter


Urban's Rainbow Ruxtons


Mercedes auf dem Concept Lawn

Ferrari TR 250 
Sir Jackie im Maserati 250





Das Thema des Jahres lautet Ruxton. Von dieser Marke wurden insgesamt nur 96 Exemplare gebaut. 19 davon sind heute noch existent, 17 davon fahrbereit. Und 16 sind in Pebble Beach versammelt - eine wohl einmalige Gelegenheit, diese frontgetriebenen Art Deco Ikonen näher zu betrachten. Besonders die "Rainbow Ruxtons" (Design Joseph Urban) machen deutlich, dass Autos auch vor dem Krieg schon farbig waren, nicht nur "schwarz-weiß", wie es einem die alten Fotos mangels Farbe gerne suggerieren.

Anlässlich der 100. Jubiläums des großartigen Grand Prix von Frankreich 1914, sind einige der originalen Rennwagen versammelt, unter anderem der Siegerwagen von Lautenschlager, der ihn nach dem Rennen auf Achse wieder von Lyon nach Hause gefahren hat.



Seltene Zusammenkunft


Der Rekord-Jaguar XK 120 (172,412 mph in Jabbeke/Belgien) von Kurt Engelholm war mit seinem seinem  damaligen Fahrer Norman Lewis, angereist. Das Highlight war der 1. Platz in der Klasse 0-2 Postwar Sports Racing, was mich besonders gefreut hat - Insider wissen, wieso.

Jabbeke Rekordwagen XK 120
Oh je.

Fiat



Preisverleihung - am Steuer Norman Dewis




Den begehrten Titel "Best of Show" konnte nach vielen Jahren wieder einmal ein Nachkriegswagen für sich verbuchen: Das silberne 375 MM Scaglietti Coupe wäre zwar definitiv nicht meine Wahl gewesen, aber die Preisrichter waren da wohl anderer Meinung.



 


Gegen 17:00 Uhr ist die Show, auf die alle Aktiven seit vielen Monaten hingearbeitet haben, schon wieder vorbei. Der Tag klingt noch beim zweiten Teil der Gooding-Auktion aus und beinahe schon im Dunkeln fahre ich über Pacific Grove zurück ins Hotel.



Nach 6 Tagen derart intensiver Oldtimer-Veranstltungen sollte man ja meinen, dass man keine Autos mehr sehen kann. Trotzdem mischt sich immer ein bisschen Wehmut in die Stimmung, wenn die Pebble Beach-Woche vorbei ist. Aber zum Glück ist es in einem knappen Jahr schon wieder soweit - am 16. August 2015!

Weitere Fotos gibt es auf meiner Facebookseite unter diesem Link (öffentliches Album).


Nachtrag: Das Gesamtergebnis aller Auktionen lag dieses Jahr 28 % über dem Vorjahr (!), obwohl einige Fahrzeuge die Erwartungen nicht erfüllt haben. Näheres siehe hier. Allein bei Gooding wurden 30 Fahrzeuge für über 1 Mio verkauft.