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Montag, 23. Februar 2015

21 Gun Salute International Vintage Car Rally & Auto Show, New Delhi

Incredible India!

Kaum zurück aus Kuwait geht es weiter nach Delhi, wo am 21. und 22.02. die "21 Gun Salute international Vintage Car Rally & Auto Show" stattfindet. Der Veranstalter ist ein echter Selfmade Man: er selbst stammt aus einfachen Verhältnissen, ist in einem Dorf aufgewachsen und als kleines Kind immer hinter den tollen Oldtimer der ortsansässigen Royals hergelaufen, was seine Faszination für Autos dauerhaft weckte. Heute besitzt er unter anderem ein riesiges Taxiunternehmen in Delhi und eine sehr ansehnliche Oldtimersammlung.

Ich bin hier als Mitglied der Jury für den Concours d'Elegance eingeladen und um meine Erfahrung bei der Durchführungen von Veranstaltungen einzubringen. Das einzige weitere "europäische" Jurymitglied, das zur Internationalität beiträgt, ist Chief Judge Douglas Fox, der jedoch seit vielen Jahren in Malaysia lebt und Honorary Secretary des Malaysia & Singapur Vintage Car Registers ist. Ausser uns füllt eine ganze Reihe honoriger Insider der indischen Oldtimerszene das Judgement Board der Veranstaltung. 








Ich komme erst gegen halb zwei Uhr morgens im Westin Hotel in Gurgaon, einem längst zusammengewachsenen "Vorort" New Delhis an. Die eigentliche Veranstaltung beginnt erst am Abend und so habe ich Zeit, auszuschlafen und ein paar Stunden in Delhi zu verbringen. Ich lasse mich von meinem Fahrer zum Connaught Place bringen, dessen grosszügige, runde Anlage mit den zwei Kreiseln viel zu sehen bietet, ohne die Gefahr, sich ohne Stadtplan ernsthaft zu verlaufen. Zwei kleine Souvenirs sind schnell gefunden und so geht es am Nachmittag wieder zurück ins Hotel. Nach einer kleinen Ruhepause beginnt die Veranstaltung mit einem förmlichen Cocktail-Dinner auf der Terasse des Vivanta Taj Hotels. Knapp 20 Grad am Abend sind schon etwas anderes als die Heimatlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt.




Die Fahrer der gemeldeten Autos holen ihre Unterlagen ab und verursachen dabei eine leichtes Chaos, das hier jedoch niemand als aussergewöhnlich wahrnimmt. Startschilder werden angebracht, "Roadbooks" inspiziert. Wan man hier großzügig als "Rally" bezeichnet, wäre bei uns höchstens eine kleine Ausfahrt. Insgesamt geht es nur rund 30 km bis nach Gurgaon. Die Autos werden in Indien normalerweise nicht besonders viel gefahren. Mangels Ersatzteilen und Möglichkeiten beschränkten sich solche Ausfahrten früher auf einen Radius von maximal 50 km, was bis heute so geblieben ist. In diesem Fall kommt man aus der Stadt eigentlich gar nicht hinaus.

Ausgabe der Unterlagen und Rallyeschilder







Zur "21 Gun Salute Rally" haben neben ca. 200 Oldtimern auch 51 Maharajas ihr Kommen zugesagt. So findet sich eine illustre Gesellschaft hochgestellter Persönlichkeiten ein. Einige davon habe ich im Januar 2014 schon bei der Hochzeit des Prinzen in Udaipur gesehen. Mit einigen davon entwickeln sich interessante Gespräche - es ist eine so ganz und gar andere Gesellschaft hier, das es die reinste Freude ist. Ich habe sogar Gelegenheit, mit dem Sekretary der Chief Ministerin von Rajasthan (vergleichbar mit dem Ministerpräsidenten eines deutschen Bundeslandes) über unsere dort geplante Rallye " Royal Rajasthan" zu sprechen und finde offene Ohren.



Die Aufstellung der Fahrzeuge am Red Fort, einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten New Delhis, beginnt schon ab 7 Uhr. Ich komme erst gegen 8 Uhr dazu und kann so in Ruhe Fotos machen. Das Interessante ist, dass man hier viele Autos sieht, die man eigentlich sonst kaum zu Gesicht bekommt. Insgesamt 4 Fahrzeuge sind sogar aus Singapur gekommen, weitere 2 aus Malaysia blieben leider im dortigen Hafen wegen mangelnder Vorbereitung seitens der Spedition hängen.


Ungewöhnliche Farben, die den Autos aber sehr gut stehen

Die Motorradabteilung fällt vergleichsweise eher übersichtlich aus. Ungefähr 15 bis 20 Zweiräder kommen zusammen, darunter Harley, Indians, eine BSA, Matchless und einige andere englische Marken. Natürlich ist auch die unvermeidliche Enfield India präsent.









Auch die Armee zeigt Interesse an den historischen Fahrzeugen
Seltener Hudson und Buick Eight






"royal guests" - Maharja und Maharani warten auf die Eröffnungsreden

Eröffnungsreden, wie überall 



Selbstverständlich gibt es auch einen guten Zweck - Spenden gehen zur Unterstützung behinderter Kinder - einige davon dürfen sogar mitfahren! 
Kaum ein Eigentümer steuert sein Auto selbst



Gegen 10 Uhr kommt langsam Unruhe ins Feld. Die ersten Autos nehmen Aufstellung für die Abfahrt. Bei dieser Gelegenheit treffe ich noch den Sekretär der Tourismusministers der indischen Regierung, der ebenfalls sehr an unserer Rajasthan Rally interessiert ist. Er verspricht, sich alles näher anzuschauen und bekräftigt das bei einem weiteren Gespräch am Nachmittag nochmal. Das lässt zumindest hoffen - mal sehen, ob etwas dabei herauskommt.

Der Präsident des hiesigen Oldtimerclubs HMCI (Heritage Motoring Club of India) schwenkt schließlich die Startflagge und schon geht's los. Ich habe die Gelegenheit, zusammen mit Sanjay Seetanah (dem Anzeigenleiter der OCTANE, den ich schon seit 20 Jahren kenne und der außer mir der einzige Gast aus Europa ist) in einem 1930er Studebaker mitzufahren. Der Wagen wird regelmässig bewegt, was man ihm auch anmerkt. Er läuft prima und der Fahrer manövriert uns gekonnt durch den samstäglichen Stadtverkehr, der - verglichen mit dem Verkehr an einem Werktag - doch sehr entspannt ist.


In diesem 1930er Studebaker dürfen wir die "Rally" mitfahren




Chevrolet 

Auch das "älteste" Fahrzeug nimmt die Strecke durch Delhi erfolgreich unter die 3 Räder

Rolls Royce im Stadtverkehr 

Bestmögliche Unterstützung für Ortsunkundige




Am Samstag hält sich der Verkehr in Indiens Hauptstadt in Grenzen

Schon nach ca. 30 km erreichen wir das Gelände in Gurgaon, wo schon viele weitere Oldtimer aufgestellt sind. Insgesamt kommen weit über 200 Fahrzeuge zusammen. Darunter sehr exotische Autos, wie z. B. einem Rover mit 2-Zylinder Boxermotor (ähnlich BMW) - angeblich ein Unikat. Über das Auto will ich unbedingt noch mehr herausfinden, wie auch über einen ungewöhnlichen VW-Kübelwagen, der allerdings mehr Ähnlichkeit mit einem Käfer als mit einem Kübelwagen aufweist. Es sind also nicht nur die Maharaja-Autos, die hier für Aufsehen sorgen, sondern auch relativ gewöhnliche Oldtimer.





Zielflagge...
...und Erinnerungsfoto
Sehen nicht nur aus wie eine Truppe der Virgin Airlines, es sind tatsächlich die Schülerinnen einer Ausbildungseinrichtung für "Flight Attendends", die hier als Hostessen mithelfen - hier neben einem 1933er Hudson

Fast so farbenfroh wir die die Kleidung der Inderinnen: Bel Air und Stoewer

Echte Patina. Oder nur Rost? 
Das VW-Emblem verwirrt, ebenso die Kühllamellen auf der vermeintlichen Motorhaube, denn der VW-Motor ist hinten. Die Karosserie scheint aber ein Tempo G1200 zu sein, der eigentlich mit zwei Zweitaktmotoren gebaut wurde. Wer weiß, welche Geschichte sich hinter diesem Fahrzeug verbirgt...
Noch ein Unikum: Rover mit 2-Zyl. Boxer-Motor (das BMW-Nummernschild hat nichts zu sagen, das haben hier viele Oldtimer)

Die Bewertung der Fahrzeuge fällt sehr "indisch" aus und ist natürlich noch weit von internationalen Standards entfernt. Die vielen kleinen Probleme, die in der Organisation noch zu finden sind, sollen bis nächstes Jahr weitgehend ausgemerzt werden. Deshalb ist konstruktive Kritik sehr willkommen und es macht - nach einem gewissen anfänglichen Unverständnis für das "organisatorische Chaos" - geradezu Spass, mitanzusehen, mit wie viel Herzblut der Veranstalter versucht, hier etwas wirklich Wertvolles für das Oldtimer-Hobby zu tun. Er steckt nicht nur jede Menge Arbeit, sondern auch viel Geld in diese Veranstaltung und freut sich über jedes Kind, das mit leuchtenden Augen am Strassenrand steht- Auch Mohns Team ist unglaublich motiviert. Die meisten haben keinerlei Erfahrung mit Organisation oder Oldtimern, sie tun alle einfach nur ihr Bestes. Hat man das verstanden, verändert sich die Sichtweise schlagartig und aus dem anfänglichen Unverständnis wird beinahe Bewunderung.  


Chief Judge Douglas Fox, Honorary Secretary des Malaysia and Singapore Vintage Car Register

und ein 10jähriger Nachwuchs-Juroren-Helfer mit 5 Jahren Erfahrung und erstaunlichem Wissen über Oldtimermodelle und -typen

Genügend Pokale für alle Gewinner


Die "Maharaja Lounge" bietet bequemes Sitzen im Halbschatten

Preisverleihung - gleich 2 Preise gehen an die Bentleys von Larry Lim aus Singapur
abendliches Fotoshooting im mobilen Studio
Abends finden sich viele Teilnehmer, Maharajas und Gäste im nahegelegenen Restaurant "21 Gun Salute" zum essen ein. Wie der Name schon ahnen lässt, gehört auch dieses Restaurant zum Imperium des sympatischen Veranstaltungsleiters. Dementsprechend ist es auch mit zwei Vorkriegsautos und zwei Motorrädern sowie einer Vielzahl technischer Antiquitäten dekoriert. Wer mal in der Nähe ist - das Essen ist vorzüglich, Parkplatz direkt vor der Tür!

von außen...


... und von innen




Der zweite Tag beginnt ganz entspannt gegen 10 Uhr und auch heute weiss niemand so recht was wann und wo passieren wird. Mittlerweile sind aber alle sehr relaxt und so harren wir einfach der Dinge, bestaunen die ungewöhnlichen Fahrzeuge und unterhalten uns mit einer Menge interessanter Menschen. Bis wir zur heutigen "Rally" (es sind nur 21 km) aufbrechen, spreche ich mit 5 Maharajas und ebensovielen Prinzen - allesamt gebildete Menschen, die grosses Interesse an der indischen Geschichte und dem Wohlergehen ihres Landes haben.



HH Maharana Kamal Chandra Bhanj Deo of Bastar






Chrysler 1932

Auch Royals zeigen offen ihren Besitzerstolz



Mir ist aufgefallen, dass Delhi spürbar sauberer ist als noch letztes Jahr. Als ich das mehrmals bei verschiedenen Gesprächspartnern anspreche, machen alle eine Kampagne des neuen Präsidenten Modhi dafür verantwortlich, der offensichtlich allgemein sehr bewundert wird. Man sieht überall eine Geschäftigkeit, die auffallend ist. Indien ist ganz offensichtlich auf dem Sprung ist - es ist momentan sicher eine sehr spannende Zeit hier.

Mit Sanjay Seetanah (Anzeigenleiter OCTANE) auf der Rückbank von Larry Lim's Bentley - nie einen Vorkriegswagen erlebt, der besser und geschmeidiger gefahren ist!


Immer dicht hinter uns - der Besitzer in seinem Bentley Continental







Zurück von der kleinen Ausfahrt, die ich in dem wunderschönen, metallic-grünen Bentley von Larry Lim aus Singapur genießen durfte, finden wir uns wieder auf dem Veranstaltungsgelände ein und warten auf einen Transport ins Hotel zum Mittagessen. Die Angehörigen der königlichen Familien bevorzugen es, im Hotel zu essen, da es jetzt schon beinahe unangenehm heiss ist und auf dem Gelände keine schattigen Plätze sind. Wir sind - als "international guests" - eingeladen, mit den Herrschaften zu speisen, was wir gerne annehmen. Am Nachmittag bekommen wir noch diverse Ehrenpreise als Anerkennung unserer Dienste, bevor ich schliesslich zum Hotel zurückfahre. 


Das Metallic-Grün steht dem Bentley ausgezeichnet. Larry Lim's Recherchen haben ergeben, dass ab 1932 Metallic-Lacke verwendet wurden - damals hat man offenbar Schuppen von Fischen benutzt, um den Metalliceffekt zu erzielen


Adler Trumpf Junior Sport - auch bei uns selten

Mir ist nicht klar, wo man in Indien Lanborghini fahren soll...

Sein Großvater war der originale Besitzer dieses Wagens. Die Familie hat ihn nach seinem Tod jedoch verkauft, weil ihn sonst niemand fahren konnte oder wollte. 
Für den Abend haben wir noch ein etwa 30minütigen Treffen mit dem Veranstalter in der Lobby des Taj Hotels vereinbart, aus dem schliesslich 3 Stunden werden. Er geniest sichtlich die Ruhe auf der versteckten Terrasse der Hotelbar und bei Gesprächen, die sich um Autos, Zukunftspläne und neue Ideen drehen, verfliegt die Zeit geradezu.


Aber alles kommt einmal zu seinem Ende und ich werde abschliessend ganz herrschaftlich in einem 1932er Chrysler Phaeton zurück zu meinem Hotel chauffiert, um mein Gepäck zu holen. Die Situation ist geradezu unwirklich, auf dem Rücksitz eines Oldtimers durch das nächtliche Delhi gefahren zu werden. Aber es hat was und würde ich hier leben, wäre mein erster Angestellter definitiv ein Fahrer. Direkt schade, dass das zuhause unbezahlbar ist.

Fazit: Ich habe as Gefühl, diese Veranstaltung nicht zum letzten Mal besucht zu haben und kann sie nur jedem Oldtimer-Fan empfehlen, der gerne seinen Indienurlaub mit einem solch exotischen Erlebnis aufpeppen möchte.Nachdem ich mit dem Veranstalter in Kontakt geblieben bin, ihn auch in 



Nachtrag September 2015:
Da ich mit dem Veranstalter stets in Kontakt geblieben bin, hat sich einiges ergeben. Ich werde ihm helfen, die Veranstaltung näher an ein internationales Niveau heran zu bringen und daher nun offizielle mit ihm zusammenarbeiten. Somit bin ich offizieller Ansprechpartner für sämtliche Interessenten aus Deutschland und Europa. Wenn Sie sich also für diese Veranstaltung interessieren, so treten Sie einfach mit mir in Kontakt.













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