Jeder hat sie schon einmal gesehen – die farbenfroh bemalten und
verzierten pakistanischen Lastwagen. Die „Truck Art“ ist eine indogene Kunstrichtung,
die besonders florale Muster aufgreift, welche bereits seit Jahrhunderten
Tradition in Pakistan haben - natürlich zunächst als Verzierung von
Innenräumen, später dann vor allem auf Esel-, Pferde-, Ochsen- und
Kamelkarren. In den 1920er und 1930er Jahren kamen dann nach und nach Lastwagen
und Busse auf, die hin und wieder ebenso verziert wurden. Eine Renaissance
erlebte die Kunst dann mit den zahlreichen Bedford-Trucks, die in den späten
1950ern nach Pakistan kamen.
Truck Art ist eine lebendige Kunst, bei der heute fast alles erlaubt
ist. Neben den traditionellen Bemalungen kommen auch andere Techniken zum
Einsatz, darunter Kalligraphie, ornamentale Verzierungen (z. B. mit Spiegeln
oder Schnitzereien), „Steelwork“ (von Hand ziseliertes Blech in allen denkbaren Formen) und
Aufkleber. Die „Sticker“ sind dabei ebenfalls größtenteils von Hand gefertigt
und ganz individuell.
Diese Kunst des Bemalens und Verzierens wird „Phool Patti“ genannt
(Phool = Blüte / Patti = Blatt) und ist heute vor allem in Pakistan, aber auch
in Afghanistan verbreitet. In ähnlicher Form findet sich die Tradition,
Nutzfahrzeuge zu verzieren auch in Indien und Südostasien.
Heute haben sich in Pakistan rund 20 Künstler, die sich besonders
gut auf diese Kunst verstehen und "Truck Art" professionell betreiben, zu einer
Gruppe zusammengeschlossen. Sie versuchen, diese Tradition in Pakistan, vor
allem aber international bekannt zu machen. Außerdem hoffen sie, auf diese Art
und Weise auch einmal ein positives Bild von Pakistan in die Medien zu bringen.
Die Idee zum „Pakistani Truck Art Project“ ist während meiner Arbeit
an einem Buch entstanden, in dem es um das Oldtimerhobby in aus unserer Sicht
exotischen Ländern geht, wo man dieses Hobby eigentlich nicht erwartet. Eines
dieser Länder ist Pakistan und bei der Recherche bin ich natürlich auf die "Truck Art" gestoßen.
Bei allen Reisen zu meinem Buchprojekt habe ich überwältigend freundliche
und warmherzige Menschen getroffen, die teilweise geradezu dankbar waren, dass
sich jemand ohne Vorurteile für sie und ihre Land interessiert. Was mich
besonders beschäftigt hat, war die Erkenntnis, dass die Medien in Deutschland
bzw. generell im sogenannten Westen, offensichtlich manipuliert Bericht
erstatten. Ich habe meine Reisen trotz aller Warnungen von Freunden und
Bekannten angetreten und schnell gelernt, dass sämtliche Ängste und Vorbehalte
nicht angebracht waren. Nicht nur das: Aus vielen Menschen, die ich getroffen
habe, sind gute Freunde geworden, die ich nicht mehr missen möchte.
Im Lauf der Zeit konkretisierte sich also die Idee zum „Pakistani Truck
Art Project“ mit dem ich auf die Tatsache aufmerksam machen möchte, dass hinter
allem viel mehr steckt, als uns über die Medien erzählt wird. Pakistan besteht
eben nicht nur aus Taliban und Terroristen, sondern hauptsächlich aus lebensfrohen Menschen,
die ebenso wie wir gerne in Frieden leben.
Als "Leinwand" muss mein 1966er Mercedes 200 (Heckflosse) herhalten,
mit dem ich schon 2002 in Mexiko an der „La Carrera Panamericana“, dem letzten
echten Straßenrennen für Oldtimer, teilnehmen durfte. Die alten und
beschädigten Rallyeaufkleber wurden entfernt – mein Dank geht hier an Christian
Harms und seine Firma TopClean, der diese Mammutaufgabe kurzerhand eingeschoben
hat – und das nun wieder überwiegend schwarze Auto wurde nach Fürstenfeldbruck zu den
Oldtimertagen Fürstenfeld gebracht.
Dort wird meine Heckflosse während der Veranstaltung an zwei Tagen
live bemalt. Am Tag nach der Veranstaltung vollenden die drei Künstler ihr Werk
in meiner „Iron Age Garage“.
Zwischenruf: Um Kritikern, die meinen, es wäre doch schade um das Auto, den Wind aus den Segeln zu nehmen, möchte ich gleich sagen, dass der Lack sehr schlecht und ohnehin nicht mehr zu retten war. Daher verzögert das "Pakistani Truck Art Project" die Neulackierung lediglich um einige Jahre (nämlich genau so lange, wie die Bemalung hält). Für diese Aktion kam also kein erhaltenswertes Fahrzeug zu "Schaden"!
Das Konzept
Mein Buchprojekt hat mich im Lauf der letzten 3 Jahre in
verschiedene Länder geführt, um die dortige Oldtimerszene kennenzulernen. Neben
Deutschland und USA waren das Iran, Kuwait, Indien, Ägypten und Pakistan. So
sollten also diese sieben Länder in irgendeiner Form bei der Bemalung
berücksichtigt werden. Wir einigen uns im Gespräch darauf, dass jedes dieser
Länder durch ein Wahrzeichen repräsentiert werden soll:
Deutschland: Brandenburger
Tor, Berlin
USA: Golden
Gate Bridge, San Francisco
Iran: Milad
Tower, Teheran
Indien: India
Gate, Delhi
Pakistan: Faisal
Moschee, Islamabad
Kuwait Kuwait
Tower, Kuwait City
Ägypten: Pyramiden,
Gizeh
Die einzige Vorgabe war noch, die beiden „La Carrera Panamericana“-Schriftzüge
auf dem Dach und die Mexiko-Landkarte mit Streckenverlauf des Rennens ) und
unseren „humoristischen Schlachtrufen“ („Hasta la vista, Baby!“ und „Hossa“)
auf dem Kofferraumdeckel zu erhalten. Diese wurden 2002 am Tag vor dem Start in
Tuxtla ebenfalls von Hand aufgemalt und sollen auch künftig an dieses Ereignis
erinnern. Da diese Malereien jedoch schon beschädigt und teilweise etwas
abgeblättert waren, wurden die Schriftzüge nachgezogen und so auf
„pakistanische Art“ ins Gesamtkunstwerk integriert. Ansonsten hatten die drei Künstler - Ali Salman Anchan (founder & creative director) und seine Mitstreiter Ahmad Mumtaz und M Iqbal Khan, vollkommen freie Hand.
Und so wurde nach und nach innerhalb von drei Tagen aus meiner Heckflosse ein 100% authentisches Kunstwerk
auf Rädern, ein „Art Car“, der zeigen soll, dass die Welt bunt ist.
Der Wagen wurde bereits in Berlin auf der neuen Messe "Motorworld Classics" ausgestellt, wo er auf großes Interesse stieß. Sogar derBotschafter Pakistans kam auf die Messe, um die Heckflosse zu sehen. Seine Begeisterung für das Projekt brachte er anschließend sogar schriftlich zum Ausdruck.
Der Wagen wurde bereits in Berlin auf der neuen Messe "Motorworld Classics" ausgestellt, wo er auf großes Interesse stieß. Sogar derBotschafter Pakistans kam auf die Messe, um die Heckflosse zu sehen. Seine Begeisterung für das Projekt brachte er anschließend sogar schriftlich zum Ausdruck.
Mit H.E Ambassador Syed Hasan Javed (links) und dem (in Pakistan) bekannten Künstler Jimmy Engineer, der jedoch nichts mit dem Truck Art Project zu tun hatte, sondern nur zufällig zu Besuch in Berlin war. |
Wer Lust hat, das Kunstwerk im Original zu besichtigen, ist
jederzeit nach Terminabsprache bei mir willkommen. Der Wagen steht künftig auch
für Ausstellungen, Aktionen, Filmaufnahmen, Werbung usw zur Verfügung und kann
für solche Zwecke angemietet werden. Ein Teil dieser Einnahmen geht übrigens an Classic Motourist Charity und wird ohne Verlust einem guten Zweck zugeführt.
Das Fotoalbum „Pakistani Truck Art Project“ auf meiner eigenen Facebook-Seite ist übrigens öffentlich (d. h. dass man es auch sehen kann, ohne
bei Facebook angemeldet zu sein) und hier erreichbar. Dort ist auf 47 Fotos die gesamte Entstehung des Kunstwerkes zu
sehen.
Für das ganze Projekt wurde zudem eine eigene Facebook-Seite eingerichtet, die hier zu erreichen ist:
Facebook
Natürlich wurde auch die Presse schnell aufmerksam und am Tage der Messeeröffnung in Berlin erschien im Münchner Merkur dieser Artikel:
weitere Medienberichte:
Car Guy Chronicles
wheels! eMag
OCTANE (D)
n-tv "PS - Das Automagazin (ab 12:39)
Merkur Online
Natürlich wurde auch die Presse schnell aufmerksam und am Tage der Messeeröffnung in Berlin erschien im Münchner Merkur dieser Artikel:
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OCTANE (D)
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Merkur Online
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